Südlich vom Ausfluß des Schermützelsees befinden sich
die Reste einer Pfahlanlage. Das Vorhandensein dieser Pfahlreihen ist
sicher auch früheren Geschlechtern bekannt gewesen, da auch sie dem
Fischfang nachgingen und an den spitzen Pfählen ihre Fangnetze zerrissen
haben werden. Allmählich entstand aus ihrem Vorhandensein genährt, die
Sage von der versunkenen Stadt: "Vor alters her ist an dieser Stelle
eine Stadt versunken, doch sind alle Spuren davon verschwunden. Nur am
Johannistage kann man noch auf dem Grunde den Kirchturm erblicken." Auch
ist es möglich, dass die Erinnerung an eine Katastrophe, der das
Pfahldorf zum Opfer fiel, sich erhalten hat und bei einem
Bevölkerungswechsel getreulich überliefert wurde. Hierauf würde auch der
Name des Schermützelsees hinweisen, da "schermitzel" sich aus den
slawischen Wörtern "scharn" = schwarz, und "mischl" = Erinnerung
zusammensetzen soll. Jedoch ist der Name "Haussee", den Kuhn dem
Schermützelsee gibt, abzulehnen. Schon 1300 wird der Name dieses Sees
als "schermitzel" aufgeführt.
Dichterische Bearbeitung hat diese örtliche Überlieferung der Sage durch
Gerhard Krügel in seiner Erzählung „Zwielicht“ erhalten. „Es hat eine
Zeit gegeben, wo noch kein See hier war. Die Bürger von Buchenhorst
wohnten drüben und bauten Hopfen just wie heut. Nur trug der hier viel
reich´re Frucht. Und darum blieben die Leute, ob schon kein Trinkwasser
im Ort zu finden war. Einst kam die weiße Susanne zu ihnen ins Tal Sie
wankte zu Markt und rief: „Hier unten, tief unten springt taufrischer
Bronn doch hütet ihn wohl, zieht hinterbergwärts die Sonn!“ Dann war sie
verschwunden, und keiner hat sie je gesehen.
Doch die Leute fanden, was ihnen gefehlt. Und eingedenk des rätselhaften
Wortes deckten sie den Brunnen allabendlich mit einem großen Steine zu.
Zur Erntefeier aber geschah das Unglück. Alt und jung waren auf dem
Marktplatze versammelt und zechten und lärmten bis in die Nacht hinein.
Was soll der Stein hier unnütz rasten!“ rief einer von ihnen überlaut:
„schleppt ihn herbei, dass wir das Fass darauf legen!“ Gleich sprangen
vorwitzige Burschen herbei und rollten den Stein ab. Jählings brauste
eine Springflut über sie dahin. Die Wasser stiegen und quollen und
strömten ohne Ende zu Tag. Geschrei und Entsetzen floh vor ihnen her.
Kein Haus bot Schutz und kein Hügel mehr Raum. Und als die Sonne glänzte
zu Tal, da zogen Wogen ob Leben und Glück. Auf dem Berge drüben aber
ward eine weiße Frau gesehen. Die rang die Hände und sang: „Annesusanne,
komm nimmer zu Lande!“ Seit dieser Zeit hat sie niemand mehr gesehen.
Aber zur Johanniszeit hören Sonntagskinder, wie es dumpf und schauerlich
dort drunten dröhnt.
Noch eine andere Fassung erhielt die Sage durch Gerhard Krügel unter der
Überschrift „Die versunkene Stadt“ in Märkisches Sagenbuch,
Berlin-Schöneberg 1925, S. 123 – 130.
Nach einer anderen Sage ist es an dieser Stelle des
Schermützelsees nicht geheuer. Einem Fischer, der dort eines Tages seine
Netze auswarf, kam eine eiserne Pflugschar über den See
entgegengeschwommen, vor der er grausend Reißaus nahm. Ein anderer sah
am Ufer ein feuriges Wagenrad schnaubend daherkommen und zischend in den
See versinken. In einer etwas abweichenden Fassung hat diese Sage
Kreisgerichtrat Kuchenbuch-Müncheberg, 1858 aufgezeichnet: „Vor vielen
Jahren angelte ein Mann zur Mittagszeit am Schermützelsee, als ihm ein
Pflugkolter (Pflugmesser) auf dem Wasser entgegengeschwommen kam.
Verwundert über dies Ereignis nahm er das Eisen an sich: als ihm aber
auch die Pflugschar entgegenkam, ergriff ihn Schauder. Er machte sich
fort, aber das Kolter nahm er mit und ließ es beim Schmied verarbeiten.“
Auf dem Marktplatz zu Buckow lag eine mächtige
Steinplatte, der sogenannte Flötzstein, der so groß war, dass er von der
ehemaligen Freibrauerei (Zentral-Hotel) bis über die Pumpe auf dem Markt
hinausreichte. Wer auf ihn flüchtete, war der Gerichtsbarkeit der
Grundherrschaft entzogen. Auf ihm spielten an Kirchweihfesten und
Jahrmärkten die Musikanten zum Tanz auf, und drei Paare drehten sich
nach dem Takt der Musik im Tanz. Am Rande des Steines fanden außerdem
die Zuschauer noch Platz. Des Weiteren wird von ihm berichtet:
Die Bürger der Stadt hätten das Recht gehabt, der Reihe nach an den
Jahrmärkten auf diesem Stein ihr Bier zu verzapfen. Kamen dann die
Bewohner der Umgebung zu Markte und hatten ihre Einkäufe beendet, so
hieß es unter ihnen:“wi wullen us mol den Flätz tappen laten.“ Noch
heute ist in der Umgegend Buckows die Redensart gebräuchlich: „Geh nach
Buckow und lass dir den Flötz zapfen“, wenn man einen raten will, seine
Dummheit und Einfältigkeit abzulegen, wie man auch in Buckow selbst
einem Anfänger im Rauchen den wohlmeinenden Rat gibt: „Geh nach Platke (Platkow,
wo Tabak gebaut wurde) und lass dir die Lippen legen.“ Den Buckowern war
dieser Stein besondert wert, weil unter ihm die Gerechtsame der Stadt
eingegraben waren. Eines Morgens aber war dieser Stein spurlos
verschwunden. Der böse Feind, der diese Gerechtsame und damit auch die
Ländereien der Stadt rauben wollte, hatte ihn brunnentief in die Erde
versenkt. Da liegt er nun bis zu dieser Stunde, und niemand darf es
wagen, je danach zu graben.
Nach einer anderen Lesart, die uns Zell überliefert hat, war der Stein
der Grundherrschaft allzeit ein großes Ärgernis und ein Dorn im Auge.
Einst wurden an einem Markttage, es war der Johannistag des Jahres 1521,
die Bürger von ihrem Grundherren so reichlich und freigiebig mit Bier
bewirtet, dass sie danach schwer berauscht nach Hause wankten und in
langem Schlaf den hellen Tag versäumten. Doch welch Jammern erhob sich
am nächsten Morgen! Der Flötzstein war und blieb verschwunden und mit
ihm die Urkunden und Privilegien der Stadt, die in einem Kästchen unter
demselben aufbewahrt wurden. Ob er in der in den Boden versenkt – wie
etliche meinten – oder ob er in der Nacht gesprengt und in aller
Morgenfrühe vom Ritter mit seinen Bediensteten fortgeschafft worden ist
– wie andere behaupten – wer wollte es sagen?
Eine Verschmelzung beider Lesarten stellt die von G. Mirow in den
Lebuser Heimatblättern mitgeteilte Fassung dar. Sie enthält das Motiv
der eingegrabenen Gerechtsame, lässt aber den Stein durch den
Grundherren, wie in der zweiten Form der Sage, verschwinden.
Bei meiner Durchsicht der Magistratsakten fielen mir Prozessakten aus
der Mitte des 18. Jahrhunderts in die Hände, die in den darin
enthaltenen Bürgeraussagen den geschichtlichen Kern der Zellschen
Fassung erkennen ließen. Es handelte sich um die Zeit, in welcher
Bürgerschaft und Herrschaft jahrzehntelang im Streit um alte, einst
verliehene Rechte miteinander lagen. Der Bürgermeister Walter war nach
dreivierteljähriger Amtstätigkeit abgesetzt und an seiner Stelle ein der
Herrschaft genehmer Bürgermeister Lehmann eingesetzt worden. Die Bürger
verlangten, da letzterer in seiner zehnjährigen Amtstätigkeit sich
verschiedene Unredlichkeiten hatte zuschulden kommen lassen, seine
Absetzung und die Wiedereinsetzung des Bürgermeisters Walter. Zur
Begründung führten sie unter anderem an, dass der Bürgermeister Walter
in seiner dreivierteljährigen Amtstätigkeit sich große Verdienste um die
Stadt erworben habe, da er unter anderem „den zum Wahrzeichen der Stadt
auf dem Markt gelegenen Stein“ habe einsanden und überpflastern lassen,
was nach dem Stadtnotizbuch 1747geschah. Des Weiteren weigerten sie
sich, die Bürgerlade, in der die Privilegien und Dokumente der Stadt im
Original gelegen, aufs Schloss zu bringen, oder dem zweiten
Bürgermeister oder nachfolgenden Ratsherrn auszuhändigen, aus Furcht,
ihre Dokumente und damit ihre Rechte könnten ihnen genommen werden. Hier
treten uns die Motive der Zellschen Fassung deutlich entgegen: der große
Stein, ein Wahrzeichen der Stadt und das Kästchen (die Bürgerlade), in
dem die Gerechtsame der Stadt aufbewahrt wurden. (Die Benutzung dieser
Akten durch Zell lässt sich auch an anderen Stellen seines Romans
nachweisen.) Der Streit um die Gerechtsame der Stadt, der erst Mitte des
19. Jahrhunderts durch die Rezesse seinen Abschluss fand, der
vermeintliche Verlust alter Gerechtsame ließ die Sage vom Flötzstein
entstehen, in der auch der Stein selbst ins Riesenhafte wuchs.
Der Stein wird als Wahrzeichen der Stadt bezeichnet. Das Stadtnotizbuch
spricht von dem „Großen Stein“. Ich möchte nun nicht so weit gehen,
diesen Stein als Wahrzeichen im Sinne des „Roland von Berlin“ für
bestimmte Rechte aufzufassen, da Buckow als Mediatstadt stets von der
Herrschaft abhängig war. Er muss aber als Wahrzeichen der Stadt in
großem Ansehen gestanden haben. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich
seine Bedeutung als der überlieferten Zweckbestimmung herauslese: „Wer
auf ihm stand, war der Gerichtsbarkeit der Grundherrschaft entzogen!“
Das kann nicht heißen, dass der Stein eine Freisstätte war, wie wir dies
von den Altären in den Kirchen her kennen. Auf ihm hatte meiner Ansicht
nach der Marktrichter seinen Platz, der auf den Wochen- und Jahrmärkten
hier die Verstöße gegen die bestehende Marktordnung richtete und
strafte. Hatte doch der Rat der Stadt das Recht, das Städtegeld zu
erheben. Das Bestehen des Groß Buckowischen Gerichtssiegels und die
Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit, wenn auch nur im Auftrage des
Grundherren, zeigen uns, dass dem Rat der Stadt Polizeibefugnisse
zustanden. Dann musste der Stein den Bürgern auch als ein Wahrzeichen
für das Recht, die Marktpolizei zu handhaben, erscheinen. Damit wäre der
auf dem Stein Abgeurteilte der Gerichtsbarkeit des Grundherren entzogen
gewesen.
Daneben hatte er noch eine zweite Bedeutung, die uns durch die in der
Umgebung umgehende Redensart: „Geh nach Buckow und lass dir den Flötz
zapfen“ in Verbindung mit der Überlieferung, dass an den Jahrmärkten auf
ihm getanzt wurde, angezeigt wird. An den Jahrmärkten hatte die
Bevölkerung das Recht, sich auf diesem Stein, überhaupt auf dem Markt,
zu belustigen, ohne von der Polizei daran gehindert zu werden. Dass bei
diesen Belustigungen auch Bier verzapft wurde, ist anzunehmen, und wird
dieser Brauch noch wahrscheinlicher gemacht dadurch, dass (wie mir Herr
Mirow freundlichst mitteilte) der Inspektor und Prediger Colhard in
Müncheberg in einem lateinischen Lobgedicht auf den Kanonikus E. B. von
Strantz, das in seiner zweiten Auflage seiner epistilographieae metricae
(2. Auflage 1725) enthalten ist, unter den heimischen Bieren auch den „Fletz“
nennt, womit möglicherweise ein Buckower Bier, der Buckower Fletz“
gemeint ist.
Es ist nun höchstwahrscheinlich, dass der Name des Bieres auf den großen
Stein übertragen worden ist, auf dem nach altem Recht und Brauch die
Buckower ihr weit und breit berühmtes Bier auf den Jahrmärkten
verzapften und dieser Stein dadurch den Namen Flötzstein“ erhielt. Als
dann der Niedergang des Hopfenbaues auch das Aufhören des Bierbrauens
herbeiführte, erhielt sich die Erinnerung an einstige Herrlichkeit und
schuf daraus die Sage vom Flötzstein, aus der heraus dann auch später
die bildliche Übertragung in die schon erwähnte, in der Gegend
gebräuchliche Redensart zu erklären ist.
Also: Als „Großer Stein“ das Wahrzeichen der Marktgewalt, als „Flötzstein“
die Erinnerung an gute alte Zeiten. Meines Erachtens ist in der „Sage
vom Flötzstein“ auch ein Bedeutungswandel der „Sage von der versunkenen
Stadt“ zu sehen. Beide Sagen geben uns Kunde von einstiger Größe und vom
Untergang. Glück und Unglück der Stadt sind in beiden Sagen an den Stein
gebunden. Er bewahrt in der Sage von der versunkenen Stadt den Ort vor
dem Verderben, er lässt durch die eingeschriebenen Gerechtsame in der
Sage vom Flötzstein ein Kürzen der wohlerworbenen Rechte nicht zu. Das
Unglück ist in beiden Fällen mit einem Zechgelage verknüpft, das in der
ersten Sage zum Untergang der Stadt, in der zweiten zum Verluste der
Gerechtsame führte. Es ist somit ein Ineinanderfließen der beiden Sagen
festzustellen.
Den Kern der Sage bildet in beiden Fällen die Kunde von einstiger Größe.
Wie im Schermützelsee noch heute die Pfahlreihen vorhanden sind, die den
Anlass zur Sagenbildung gaben, so ist auch, wie wir sahen, der
Flötzstein nachzuweisen. Die Jahre der Kämpfe um die Gerechtsame im 18.
Jahrhundert, die Kämpfe um den Verlust vermeintlicher alter Rechte
lassen es uns erklärlich erscheinen, dass die eigenen Nöte die
ursprüngliche Bedeutung des den Brunnen deckenden Steines vergessen und
sie auf den Flötzstein übertragen ließ. Ein geschichtlicher Vorgang, die
Entfernung des „Großen Steines“ auf dem Marktplatz, hat also Anlass zur
Bildung der „Sage vom Flötzstein“ gegeben.
Tritt uns in der vorhergehenden Sage die Anlehnung an
historische Begebenheiten entgegen, so können wir bei anderen Sagen die
Übertragung einer allgemeinen (/mythologischen ) Sage auf bestimmte
historische Persönlichkeiten resp. eine Lokalisierung derselben
feststellen. Ich wähle als Beispiel die Sage von Junker Hansens Kehle
bei dem Dorfe Pritzhagen die Schwarz uns folgendermaßen überliefert hat:
Bei der Pritzhagener Mühle zieht sich eine zerklüftete Schlucht hin, die
nennt man „Junker Hansens Kehle“. In der ist es des Nachts nicht
richtig. Sie hat aber ihren Namen von dem letzten derer von Reutzen
(oder wie man in der Gegend sagt „von Rutzen“), der dort zu Tode
gekommen ist. Den Herren von Rutzen gehörte früher das Dorf Pritzhagen,
und sie waren gewaltige Jäger vor dem Herrn und ließen nicht davon ab,
obwohl eine alte Sage ihnen verkündet hatte, das edle Weidwerk würde der
Untergang des Geschlechtes sein. So war denn auch Junker Hans von Rutzen,
welcher der letzte seines Stammes sein sollte, ein leidenschaftlicher
Jäger. Einmal jagte er nun hoch zu Ross, die Peitsche in der Hand,
hinter einem mächtigen Hirsch her, welchen die Hunde aufgetrieben
hatten. Zuletzt stürzte sich das verfolgte Tier in eine der tiefen
Kehlen (Schluchten), an denen die Landschaft so reich ist; - der Jäger
in die grauenvolle Tiefe ihm nach. Obgleich das Pferd unter ihm
zusammenbrach, setzte er doch die Verfolgung zu Fuß fort. Da kehrte sich
der geängstigte Hirsch, wie er keinen Ausweg weiter sieht, um und
spießte den kühnen Verfolger mit seinem Geweih auf. So starb der letzte
Reutzen, denn, da er noch jung war, hinterließ er keine Erben. Des
Nachts geht er aber um und durchtobt mit lautem Hallo die Schlucht,
welche nach ihm „Junker Hansens Kehle“ bis auf den heutigen Tag heißt.
Wenn die Turmuhr aber eins schlägt, versinkt er mit dem wimmernden Rufe;
„Helpt, helpt!“
In ihrem Schluss zeigt uns diese Sage die Übertragung einer
mythologischen „Sage vom wilden Jäger“ auf einem Rutzen. Junker Hans hat
das Volk irrtümlich zum Letzten seines Geschlechtes gemacht. Die auf ihn
übertragene Sage vom wilden Jäger hat sich auch auf den Grafen von
Itzenplitz, vormaligen Besitzer von Pritzhagen, übertragen. Erzählte
doch eine alte Buckowerin Ende des 19. Jahrhunderts gern uns Jungen,
ihrer gespannt lauschenden Zuhörerschaft „sie sei wahr und wahrhaftig
dem Grafen nachts begegnet, wie er, seinen Kopf unter dem Arm, durch den
Busch (Pritzhagener Forst) ritt; sie könne es beschwören, dass er es
gewesen sei.“
Eine andere Sage des Pritzhagener Forstes ist die „Sage
vom Teufelsstein“ oberhalb der Wolfsschlucht. (Die Bezeichnung des
großen erratischen Blockes rechts am Hange des Weges vom Dachsberg zur
Silberkehle in den geologischen Führern als Teufelsstein ist eine
irrige). Oberhalb des Nordwestausganges aus der Wolfsschlucht, an der
Grenze zur Pritzhagener Feldmark liegt ein tafelförmiger, in der Mitte
gespaltener Stein. Bis zur Jahrhundertwende lagen um ihn herum vier
größere Findlinge. Der Sage nach hat hier der Teufel mit drei seiner
Gesellen um eine arme Seele erfolglos Karten gespielt und aus Zorn
darüber so stark aufgetrumpft, dass der Stein zersprang, jedoch nicht
bis zum Grunde. Im Laufe der Jahrhunderte ist er inzwischen ganz
durchgesprungen!
Haben wir in der Sage von Junker Hansens Kehle das
Fortleben einer alten mythologischen Sge feststellen können, ist „der
Spuk am Kreuzfließ“ anders zu deuten. Es wird erzählt: „An den Ufern des
Kreuzfließes pflügt nachts ein feuriges Kalb mit drei Köpfen, das schon
mancher gesehen haben soll.“ Die Erfahrung hat den Vorgeschichtler
gelehrt, dass dort, wo es spukt, meist eine vorgeschichtliche Siedlung
oder ein Gräberfeld aufzufinden ist.
Vergegenwärtigen wir uns, dass das Kreuzfließ an der Nordseite der
Schwedenschanze vorüber in den großen Däbersee fließt, ist es nicht
schwer, den tatsächlichen Hintergrund dieses Spukes zu enthüllen. Die
Schwedenschanze ist durch Nachgrabung als eine Fluchtburg der slawischen
Bevölkerung erwiesen. Ist nun meine Annahme, dass diese Fluchtburg, die
Frauen, Schwache, Kinder und Viehherden der einem Grundherren
unterstehen – den Gemeinden Buckow, Sieversdorf und Schlagenthin in
Zeiten der Gefahr aufnahm, richtig, würde das dreiköpfige Kalb die
Erinnerung an die Fluchtburg dieser drei Gemeinden überliefern.
Kehren wir zum Schluss ins Städtchen zurück. Auch hier
ist noch eine Sage zu melden, die eine einst beliebte Birnenart die
Buckower „Keilbirne“, zum Gegenstand hat. Es ist die Sage von dem
„gebannten Birnendieb“. Lohre erzählt sie (S. 92, Nr. 156)
folgendermaßen: „In Buckow (Kreis Lebus) war vor etwa 100 Jahren ein
Amtmann, der konnte das Feuer besprechen und die Menschen bannen, dass
sie festsaßen, wo sie gerade waren. Er sah mehrere Nächte hintereinander
einen Jungen über seinen Gartenzaun klettern und dann seinen „Källbeerbaum“
(Keilbirnenbaum) plündern. Da bannte er ihn zuletzt gerade in dem
Augenblick, als er den untersten Ast loslassen wollte, um zur Erde zu
springen und ließ ihn einen Tag lang mit seinem Sack Birken so hängen. –
Man zeigt noch den Baum am Werder.“
Wer würde nicht beim Lesen dieser Sage an den Augenblick erinnert, da er
als Junge (es soll heut noch vorkommen) mit den von ihm begehrten und
glücklich erbeuteten Keilbirnen (froh, dass er nicht abgefasst worden
ist) den Baum verlassen will und im letzten Augenblick doch noch dem
erzürnten Besitzer in die rächenden Arme fällt.
Man schrieb das Jahr 1224. Der Herzog Heinrich der
Bärtige von Schlesien hatte das Land Lebus in Besitz genommen und sandte
Kundschafter nach allen Richtungen aus, um geeignete Plätze für deutsche
Niederlassungen zu suchen. An einem Abend stiegen die beiden Junker
Siegmund Eikendorf und Heinrich Balder mit 3 Knappen von der Höhe zum
Schermützelsee herab. Balder war erkrankt und fühlte sich am Ende seiner
Kraft. Deshalb waren die Ritter freudig überrascht, am See eine
Niederlassung zu finden. Der Besitzer, ein Halbwende Zarnikow, befand
sich gerade am anderen Ufer des Sees bei einer wendischen Opferfeier.
Durch seine verstorbene Frau, eine Deutsche, war er wohl Christ
geworden, wagte aber nicht, es offen zu zeigen. Die Tochter Hadwiga nahm
ohne Zögern den Kranken und seinen Knappen auf, während Eikendorf mit
den beiden anderen sofort nach Seelow weiter ritt, um einen Wagen zu
holen.
Nach der Opferfeier sprachen die Wenden viel über die drohende deutsche
Kolonisierung. Der Nachbar Zarnikows, Gottschlick, führte hierbei das
größte Wort. Laut rief er: „Keiner von uns darf diese Hunde aufnehmen;
wer es aber dennoch tut, macht mit ihnen gemeinsame Sache und ist ein
Verräter an unserem Volke und unserem Glauben!“ Als darauf Zarnikow
erwiderte, dass ja auch einmal ein Kranker Einlass begehren könnte,
brach ein gewaltiger Sturm der Entrüstung gegen ihn aus, so dass der
Oberpriester nur mit Mühe den Frieden bewahren konnte. Nicht geringer
war sein Schreck als er, heimgekehrt, den kranken Junker vorfand. Aber
Hadwiga zerstreute seine Bedenken, denn Eikendorf musste doch bald
zurückkehren.
Als am nächsten Morgen der Knappe Veit Thieden an einer versteckten
Stelle des Sees ein Bad nahm, ruderte Gottschlick heran. Dieser hatte
sich um Hadwiga beworben, war aber von ihr abgewiesen worden und hegte
nun einen gewaltigen Hass gegen die ganze Familie. In der Meinung,
Hadwiga vor sich zu haben, rief er: „Weißes Täubchen, Du und die Deinen
sind in großer Gefahr, ich aber kann euch erretten!“ Veit wähnend, es
sei sein Herr, antwortete: „Wir sind doch bei Deutschen und Christen!“
Gottschlick erschrak wohl anfangs, als er nun einen Fremden vor sich
sah; aber schnell gefasst, kam er näher und wusste bald alles, was
tiefes Geheimnis hätte bleiben müssen. Im Innern frohlockend, fuhr
Gottschlick nach Buckow hinüber. Bange Sorge aber erfasste Hadwiga und
ihren Vater, als Veit sein Erlebnis erzählte.
Aber es vergingen mehrere Tage, und nicht ereignet sich. Inzwischen
hatte sich unter der sorgsamen Pflege Hadwigas Balders Befinden
gebessert, und bald wussten die beiden, dass sie einander innig liebten.
Als der Junker das Mädchen nach ihrem Namen fragte, sagte sie, sie heiße
wie die Herzogin Hadwiga; sie werde von den Wenden aber nur „Weiße
Taube“ genannt. Gottschlicks Rache sollte aber doch nicht ausbleiben.
Eines Tages erschienen Boten, welche Zarnikow, vor das Dorfgericht
luden. Hier aber verlangte Zarnikow, dass die Sache nur vom Gaugericht
abzuurteilen sei. So sollte es auch geschehen. Nun beschlich den
Halbwenden aber doch bange Sorge; auch konnte er keine Erklärung finden,
dass Eikendorf immer noch nicht zurückgekehrt war.
Das Gaugericht trat zusammen. Hier bestimmte der Oberpriester, dass
Zarnikow die Deutschen innerhalb vierundzwanzig Stunden zu töten habe.
Leiste er dem Befehl nicht Folge, so würde es der Dorfrichter
vollbringen. Dann sollte auch Zarnikow dem Tode verfallen sein, sein Hab
und Gut eingezogen und die Kinder Sklaven werden. Durch diesen grausigen
Spruch auf das tiefste ergriffen, erhob sich Zarnikow am frühen Morgen
von seinem Lager, steckte ein Dolchmesser zu sich und begab sich in den
Garten. Wie mit magischer Gewalt zog es ihn in die Hütte der Deutschen.
In tiefem, Schlaf lag der Junker vor ihm. Ein Stoß, und dem Befehl des
Priesters war Folge gegeben, und er wie seine Familie gerettet. Aber
nein, er konnte nicht zum Mörder werden! Nun hieß er den Junker, sich
zur Flucht bereit zu machen. Nach kurzer Zeit bestieg er mit den
Deutschen den Kahn, um ans andere Seeufer zu rudern. Der Junker sollte
sich zunächst an der Opferstätte verbergen, wohin zu kommen bis zum
nächsten Gerichtstage kein Wende wagen würde.
Dichter Nebel lag über dem See, aber je näher man zum anderen Ufer kam,
um so schwächer wurde er, bis ein Windstoß auch die letzten Reste
fortnahm. Nun lag Buckow klar und deutlich vor ihnen. Doch – was war
das? Ein dumpfes Rollen drang aus der Tiefe des Sees herauf. Der ganze
See geriet in Wallung, ein hundertstimmiger Schrei von den Hütten: und
Balken, Hütten, Menschen und Tiere trieben im See. Buckow war mit
Ausnahme einiger Hütten untergegangen. Als Bader nun nach Zarnikows
Behausung ausschaute, sah er in der Sonne die Rüstungen von Reitern
glänzen. Das konnte nur Eikendorf sein. Schnell ruderte man zurück, und
bald konnten sich die Freunde umarmen. Dann begann man zu erzählen. Die
Seelower hatten sich von den heidnischen Priestern bewegen lassen,
wieder zu ihrem alten Glauben zurückzukehren. Der Pfarrer wurde
gefesselt, und dasselbe Schicksal erlitten auch Eikendorf und seine
Knappen. Dem Pfarrer aber gelang es, zum Bischof zu fliehen, der sofort
Boten nach dem Herzog sandte. Dessen Reisige hatten die Seelower
überrumpelt, und mit 30 Reitern war der befreite Eikendorf nach Buckow
geeilt.
Bald darauf standen in Breslau zwei Paare am Altar, Balder mit Hadwiga
und Eikendorf mit Berta, der jüngsten Tochter des Herzogs. Beide Paare
siedelten sich auf der Höhe am Scherrmützelsee an, wo ihnen der Herzog
Ländereien geschenkt hatte. Balders Eheglück sollte nur von kurzer Dauer
sein; denn schon nach drei Jahren starb er. Dem Freunde zu Ehren nannte
Eikendorf das Dorf nun Baldersdorf, aus welchem Namen später „Bollersdorf“
wurde. Das Geschlecht der Eikendorf lebte bis um 1600 hier, und noch
heute erinnert die Eichendorfer Mühle an jede Zeit. Der Name, den die
Wenden Hadwiga gegeben hatten, ging später auf das Haus über. Fragst du,
o Wanderer heute noch jemand was das für ein Haus sei, antwortet man dir
nur: „Die weiße Taube“.
Die zweite Erzählung „Der Bruder vom Hofe“ versetzt uns in die
Kolonisationszeit des 13. Jahrhunderts und schildert die
kolonisatorische Tätigkeit der Cisterzienser Mönche aus dem Kloster
Leubus in Schlesien, der Gründer Münchebergs, die in Münchehofe einen
Wirtschaftshof anlegten. Demselben nähert sich auf dem schmalen
Fischersteg von Buckow her ein müder Wandersmann mit geschwollenen
Füßen, die ihn am Weitergehen hinderten. Frida, die Tochter eines
Klosterbauern vom Hofe, erquickte ihn mit Speis und Trank und übergab
ihn am Abend der Obhut des Bruders Thimotheus, der das Amt des
Hofmeisters versah. Dieser hatte strenge Weisung, jeden einkehrenden
Fremdling abzuweisen und ihn nach dem nahen Mönkeberg hinüberzuschicken.
Da die wunden Füße das Weiterwandern nicht gestatteten, wurden in diesem
Falle eine Ausnahme gemacht. Nach der Abendmahlzeit musste der Gast von
seinen Kriegsfahrten den Brüdern erzählen. Sein Nachtlager erhielt er in
der Scheune angewiesen. Das Leben auf dem Hofe ließ in ihm die Sehnsucht
aufkommen, den Kriegsfahrten zu entsagen und hier zu bleiben. Hatte er
doch seit dem Tode der Eltern, die eine Seuche dahingerafft hatte, keine
bleibende Stätte mehr gehabt. Zuerst war er mit seinem Brüderlein in die
weite Welt hinaus gewandert, ließ dieses aber bald im Elend zurück und
ging unter das Kriegsvolk. Jetzt zeigte er sich auf dem Hofe sehr
geschickt, half fleißig bei der Ernte, so dass Bruder Thimotheus die
Brüder in Müncheberg bat, den neuen Insassen behalten zu dürfen. Nach
der Ernte weidete der Fremde das Vieh. Jedoch wurde er von Tag zu Tag
trübsinniger. Wie ein Schatten legte sich der Gedanke auf seine Seele,
dass er seinen Bruder einst im Elend zurückgelassen habe. Er wollte
durch eine Beichte sein Gewissen erleichtern und wurde durch Frida an
den Bruder Johannes auf dem Mönkeberge gewiesen. Am kommenden Sonntag
machte er sich, begleitet von dem Brüderlein der Frida, auf den Weg
dorthin. Als er dem Bruder Johannes seine Sünde beichtete, gab sich
dieser als den verloren geglaubten Bruder zu erkennen, der ein Mönch
geworden und als Bruder Johannes vor ihm sitze. Mit einem wilden Schrei
floh er zur Kirchentür hinaus und lief ziellos dahin. Ein Gewitter zwang
ihn zur Umkehr. Da hörte er das Weinen eines Kindes. Klein Peter war ihm
nachgelaufen, hatte ihn aber nicht einholen können und war ermüdet
zurückgeblieben. Er nahm ihn auf den Arm und eilte mit ihm zurück. Ganz
durchnässt, kamen sie nach Dahmsdorf. Hier verfiel Balduin in eine
schwere Krankheit. Unter der Pflege nachgesandter Mönche genass er nach
3 Wochen und fand beglückt seinen Bruder Johannes neben sich. Er kehrte
sodann nach dem Hofe zurück. Bald wurde Frida seine Frau, mit der er
nach ihres Vaters Tode dessen Haus und Hof bewirtschaftete. Glücklich
war er, ein Bruder vom Hofe zu sein, ohne das Gelübde abgelegt zu haben.
Der Leser wird erstaunt sein, diese Erzählung unter der
Literatur Buckows und seiner Umgebung aufgeführt zu sehen, lässt doch
der Titel nicht vermuten, dass in ihr in trefflicher Weise
mittelalterliches Leben der kleinen Stadt Buckow geschildert wird, zu
dem die Schicksale der Hildegard von Pfuel nur den Hintergrund bilden.
Diese liebte einen armen Anverwandten, Hans von Jagow. Eine spätere
eheliche Verbindung mit dem Geliebten war durch die Gegnerschaft des
Vaters ziemlich aussichtslos.
Noch nie hatte die Buckower Bevölkerung den Johannistag fröhlicher und
festlicher begangen als im Jahre 1520. Schien sich doch der Ritter
Jürgen von Pfuel, der den Buckowern bisher feindlich gesinnt war, weil
ihre Felder rings um sein Schloss lagen, mit ihnen versöhnen zu wollen.
Es war das erste Mal, dass er den Bürgermeister Adam Vogt, 4 Ratsherren
und 6 der angesehensten Bürger zum Mittagsimbiss zu sich aufs Schloss
geladen hatte. Das Mahl verlief ohne Störung, und im Verlauf desselben
lud der Bürgermeister den Ritter zu einem Vesperimbiss bei den Buckowern
ein. Die Einladung wurde angenommen. Vor dem Mahle ging der Ritter von
Pfuel mit seinen Gästen, darunter dem Prior des nahen Klosters
Münchehofe, auf den Markt und sah dem Tanze des jungen Volkes auf dem
Flötzstein zu, ja er erlaubte sogar dem Sohne des Bürgermeisters, mit
seiner Tochter Hildegard zu tanzen. Bei dem nicht minder üppigen Mahle
der Buckower erhob sich nach einiger Zeit ein Streit zwischen dem Ritter
von Pfuel und dem Bürgermeister über die um das Schloss liegende
Feldmark. Der Ritter behauptete, sie wäre sein, während der
Bürgermeister ihm nachwies, dieselbe wäre mit dem Blute der Bürger
erkauft und urkundlich als ihr Besitz verbrieft worden. Mit Mühe wurde
der Streit geschlichtet, und der Vollmond stand schon längst am Himmel,
als das Fest endete. Auf dem Markt aber tönte noch lange Festeslärm. Es
war, als wollte man den Flötzstein, der die Urkunden unter sich barg,
noch fester in die Erde stampfen. Am Johannistage des nächsten Jahres
wurden die Buckower von dem Ritter zu Gaste geladen. Trotz der Warnung
des Bürgermeisters folgten sie der Einladung. Wenige blieben daheim, nur
Greise, Kinder und Kranke. Der Schlossherr schien ein Verschwender
geworden zu sein, so überreich besetzt war die Tafel. Zum Schluss bot
der Ritter, trotzdem Männer und Frauen längst übergenug hatten, noch
jedem zum Abschied einen großen Becher spanischen Weines, den er
eigenhändig kredenzte. Mit schwerem Kopfe zog man heim. In der Nacht
hörte man dumpfes Krachen; Gestalten huschten über den dunklen
Marktplatz, und als man am nächsten Morgen aus langem Schlafe erwachte,
war der Platz auf dem der Flötzstein gelegen hatte, leer.
Im nächsten Jahre hielt es Ritter Jürgen von Pfuel endlich für geboten,
das Verhältnis mit den Buckowern zu ordnen. Sie wurden von Ihrer
Feldmark gewiesen, und als sie zur Verteidigung übergingen, mit Hilfe
befreundeter Ritter überwunden. Adam Vogt fand im Kampfe seinen Tod, den
Bürgern wurden die Ländereinen genommen. Der gute Stern der Stadt schien
erblichen für immer. Hildegard von Pfuel war unterdessen ins Kloster
Friedland gegangen, wo sie später Äbtissin wurde. Eines Sonntags war sie
nach Buckow gefahren und wohnte mit ihrer Mutter dem Gottesdienste in
der Kirche bei. Nach Schluss desselben, verweilte sie hier noch längere
Zeit im Gebet. Als sie zur Seite blickte, sah sie Hans von Jagow neben
sich knien und sie mit verzehrenden Blicken betrachten. Er wollte sie
umschlingen und mit glühenden Küssen bedecken. Sie fuhr jäh auf und
versuchte, sich aus seinen Armen zu lösen. Vergebens. Es gelang dem
Ritter von Jagow, seine Lippen in zehrendem Kusse auf die ihren zu
legen. Ein dumpfes Röcheln, ein schwerer Fall – die keusche Jungfrau
hatte sich einen Dolch, den sie ahnungsvoll zu sich gesteckt hatte, ins
Herz gestoßen.
Die grausige Kunde flog mit Sturmesgeschwindigkeit in die Stadt,
erreichte auch den bei fernen Freunden zechenden Vater. Sofort warf er
sich aufs Pferd, um heimwärts zu reiten. Auf dem Marktplatz hatten die
Bürger unterdes wieder einmal nach ihrem verlorenen Flötzstein und den
Urkunden gegraben. In diese Grube stürzte der des Nachts heimkehrende
Ritter und brach sich das Genick. Die Bürger sahen darin ein
Gottesgericht und sprachen von gerechter Vergeltung. Diese Erzählung
zeigt uns, wie dichterische Phantasie frei schafft, was der Leser an der
Hand der Geschichte Buckows selbst nachprüfen kann. Es hat um diese Zeit
kein Geschlecht der Pfuel Buckow in Besitz. Ein Schloss wurde erst im
17. Jahrhundert erbaut, die Ländereien um dasselbe waren nie im Besitz
der Bürger. Der Rat der Stadt setzte sich damals aus dem Bürgermeister
und zwei Schöffen zusammen, die Bürgerschaft hatte noch keinen Anteil an
der Verwaltung der Stadt. Die Leubuser Mönche hatten in Münchehofe nur
einen Wirtschaftshof, der von Laienbrüdern bewirtschaftet wurde, den sie
aber schon 1405 mit der Herrschaft Buckow verkauft hatten. Eine Äbtissin
von Pfuel leitete nie die Geschicke des Klosters Friedland, nur eine
Nonne Ursula von Pfuel wird unter den Bewohnern des Klosters aufgeführt.
Dichterische Freiheit hat, anknüpfend an geschichtliche Tatsachen, die
sich aus Urkunden aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ergeben, in
anschaulicher Weise das bürgerliche Leben und Treiben der Buckower
ausgemalt. Die Szenen, die das Schicksal der Bürger und des Flötzsteines
schildern, zählen zu den fesselndsten des ganzen Romans.
Die volkstümliche Bezeichnung der slawischen Fluchtburg
zwischen den Däberseen als „Schwedenschanze“ hat den Anlass zu
nachstehender fesselnder Erzählung gegeben. Es ist der 30-jährige Krieg,
dessen Schrecken hier in anschaulicher Weise geschildert werden. Schon
im Jahre 1628 hatten die aus Ungarn zurückkehrenden kaiserlichen Kroaten
Sieversdorf verwüstet und dem Pfarrer die Stimme geraubt, indem sie ihm
heißes Wasser in den Mund gossen. Diese Gefahr drohte im Jahre 1633
nicht mehr, da in der Schanze zwischen den Däberseen die Schweden unter
ihrem Oberst Sten Sture treue Wacht hielten. Dort war unter dem Leutnant
Sven Nilson ein neuer Ersatz Truppen angekommen. Zwischen dem Leutnant
und dem Pfarrertöchterlein entspannen sich bald zarte Bande der Liebe,
und er wollte seine Braut veranlassen, solange der schreckliche Krieg
währte, zu seinen Eltern nach Schweden herüberzugehen. Sie weigerte sich
jedoch, ihren Vater in all der Kriegsnot zu verlassen.
Da kam die Kunde, dass ein Kroatenherr von Schlesien aus im Anzuge sei.
Abend für Abend sahen die Schweden den blutig geröteten Himmel, der den
Weg der Scharen bezeichnete. Sten Sture war auf der Hut. Die Posten
wurden verdoppelt, die Geschütze geprüft. Endlich brachten Späher die
Kunde, dass der Feind heranrücke. Sten Sture beschloss, ihn in einen
Hinterhalt zu locken und zu vernichten. Mit der Erfüllung dieser Aufgabe
wurde der Hauptmann Nils Trott beauftragt. Mit zwei Fähnlein zog er aus
der Schanze. In einem Gehölz dicht vor Sieversdorf enthüllte der
Hauptmann seinen Unterführern den Plan, den von Süden her ahnungslos
anrückenden Feind von zwei Seiten zu fassen und aufzureiben. Sven Nilson
musste mit wenigen Mann einen in der Nähe befindlichen Hügel besetzen,
um das Nahen des Feindes zu erspähen. Da hörte derselbe durch den Nebel
hindurch das Krachen der Äxte im Dorf. Noch ehe seine Leute begriffen,
was geschehen, war er im Nebel verschwunden, um seine Braut zu retten.
Er wurde vom Feinde gesehen, verfolgt. Bald hatte er seine Leute
erreicht und befahl, sich feuernd auf das Lager zurückzuziehen. Der Plan
des Hauptmannes war dadurch vereitelt worden. Zwar wurde der Feind
zersprengt, jedoch unter großen Opfern. Im Kampf zwischen Liebe und
Pflicht hatte erstere gesiegt. Sven Nilson wurde vor ein Kriegsgericht
gestellt und musste seinen Ungehorsam gegen die Kriegsartikel mit dem
Tode bezahlen.